Aus Verantwortung für die Familie

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Endlich – der Frühling kommt! Wenn das Wetter besser wird und die Sonnenlichtstunden wieder überwiegen, entdecken alle Menschen neuen Enthusiasmus in sich, werden motiviert, Neues auszuprobieren, sprichwörtliche „alte Zöpfe“ abzuschneiden – oder erleben gar die ebenso sprichwörtlichen Frühlingsgefühle. Die wiedergewonnene Energie tut gut und wird regelmäßig auch genutzt, vermeintliche „mühsame“ Aufgaben anzugehen. Der Frühlingsputz der Wohnung gehört häufig dazu, das Auto wird gewaschen und auf Omas Grab werden neue Blumen gepflanzt. Sofern ein Grab existiert.

Denn tatsächlich scheinen Gräber etwas außer Mode zu geraten. Schon seit Jahrzehnten hat sich ein immer höherer Anteil an Feuerbestattungen ergeben, der jüngst durch einen Trend zu pflegefreien Gräbern ergänzt wurde. Mehr und mehr Menschen entscheiden sich für eine Bestattung im Wald, auf See oder in einem anonymen Grab. Eine Forsa-Umfrage im Herbst 2022 ergab, dass nur noch rund 12 Prozent der Deutschen sich eine klassische Erdbestattung im Sarg oder ein Urnengrab auf dem Friedhof (14 Prozent) wünschen. Pflegefreie Grabformen auf Friedhöfen, beispielsweise in einem Kolumbarium, wünschen sich 14 Prozent der Befragten, und eine Waldbestattung ist für 25 Prozent der Befragten attraktiv.

Diese Grabformen erscheinen attraktiv, da sie praktisch sind und eine minimierte Belastung für die Hinterbliebenen versprechen. Viele Menschen wollen ihren Angehörigen die Arbeit und die Kosten der Grabpflege ersparen. Dass diese Arbeit allerdings bei Weitem nicht immer als unangenehm empfunden wird, wird dabei schnell übersehen. Das betrifft nicht nur – aber auch – das alljährliche Ritual der Neubepflanzung im Frühling, die nun wieder anliegt, sondern auch den Strauß Blumen, der am Geburtstag des oder der Verstorbenen am Grab niedergelegt wird, den Besuch beim Sonntagsspaziergang, der Anlass ist, um ein paar Stauden zurechtzustutzen oder einfach nur ein paar Minuten am Grab zu verweilen. Für Hinterbliebene ist dieser Besuch tröstlich, denn Gräber sind Orte des Andenkens – und wer auf ein Grab verzichtet, verwehrt seinen Hinterbliebenen diese Möglichkeit.

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Wer zuletzt lacht, lacht am besten!

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Friedhöfe haben eine interessante Wirkung auf die Menschen. Die direkte Konfrontation mit der Endlichkeit kann emotional, aber auch faszinierend sein. Der Gang über einen Friedhof ist wie eine Zeitreise, und genügend Auswahl ist vorhanden – in Deutschland zählen wir rund 32.000 Friedhöfe. Dabei wird schnell klar: Grab ist nicht gleich Grab, es gibt viel zu entdecken. Schließlich ist die letzte Ruhestätte eine sehr individuelle Sache. Was sich zunächst nicht vermuten lässt: Auf dem Friedhof kann es dadurch auch mal amüsant sein!

Flotte Sprüche und schwarzer Humor

Manch einem Verstorbenen war es offensichtlich ein Anliegen, uns beim Besuch seiner Grabstätte zum Schmunzeln zu bringen. Was für eine nette Geste! Humor macht eben vieles leichter, gerade wenn es um das Unvermeidliche geht.

Sehr schön ist es, wenn Menschen bis zuletzt höflich bleiben. Mit der Grabinschrift: „Gestatten Sie, dass ich liegen bleibe?“ ist dies sehr gelungen. Andere punkten mit Wortspielereien: „Nur tiefergelegt“ oder „Früher Router, jetzt ruht er.“ Aber auch Enttäuschung über das bescheidene Grab kann zum Ausdruck kommen: „I was hoping for a pyramid“ (Ich hatte auf eine Pyramide gehofft) steht auf einem schlichten Grabstein.

Selbst Bestatter sind nur Menschen und sterben eines Tages. Einer von ihnen wird daraufhin etwas schadenfroh verabschiedet: „Wer anderen eine Grube gräbt, fällt endlich selbst hinein.“ Etwas gehässig reimte dieser Verblichene auf seiner Grabinschrift: „Hier ruhen meine Gebeine, ich wollt‘, es wären Deine.“

Sich einen Reim auf den Tod zu machen, erfreut sich stets großer Beliebtheit – was folgendes Beispiel augenzwinkernd zeigt: „Hier liegt begraben unser Organist. Warum? Weil er gestorben ist. Er lobte Gott zu allen Stunden. Der Stein ist oben und er liegt unten.“

Und zu guter Letzt: Auch bei Grabsteinen ist Vorsorge möglich! Ein Influencer hat sich bereits für das Jahr 2064 seinen Grabstein meißeln lassen: „672 Twitter Follower, 1.673 Clubcard Punkte, 60.590.000 konsumierte Kalorien, 92% positive Ebay-Bewertungen, 184 Tinder-Matches und 76.928 Jogging-Kilometer.“ Mit diesen Highscores nimmt er die Gesellschaft der Superlative und Tracking-Apps auf die Schippe.

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Weihnachtslied

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Es wird ruhiger und weihnachtliche Stimmung umgibt uns. In dieser Zeit gedenken wir besonders der Verstorbenen … zum Beispiel mit einem schönen Weihnachtsgedicht …

Vom Himmel in die tiefsten Klüfte
Ein milder Stern herniederlacht.
Vom Tannenwalde steigen Düfte
Und hauchen durch die Winterlüfte,
Und kerzenhelle wird die Nacht.
Mir ist das Herz so froh erschrocken,
Das ist die liebe Weihnachtszeit!
Ich höre fernher Kirchenglocken
Mich lieblich heimatlich verlocken
In märchenstille Herrlichkeit.

Ein frommer Zauber hält mich wieder,
Anbetend, staunend muß ich stehn;
Es sinkt auf meine Augenlider
Ein goldner Kindertraum hernieder,
Ich fühl’s, ein Wunder ist gescheh‘n.

(Theodor Storm)

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GOTT - von Ferdinand von Schirach

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Wieder einmal ein Fernsehbeitrag, der sich mit dem Sterben beschäftigt. Besser: mit der Frage nach der Hilfe zum Sterben, explizit mit der Hilfe zum Suizid. Und vor allem: mit der Einstellung der Gesellschaft dazu – mit der Moral unserer Zeit.

Das Buch GOTT von Ferdinand Schirach ist noch recht frisch, erst im September dieses Jahres kam die Erstausgabe in die Bücherläden. Parallel dazu wurde die Bühnenversion an einigen Theaterhäusern ins Programm genommen und ein ARD-Fernsehkammerspiel gedreht.

Es geht um die Frage: „Darf ein Mensch selbstbestimmt sterben und sich hierbei professionelle Hilfe suchen?“ Grundsätzlich hat das Bundesverfassungsgericht dieses Jahr im Februar in Sachen Sterbehilfe ein Urteil getroffen, das „ein Recht auf selbstbestimmtes Sterben“ vorsieht – sowie das Recht, hierfür Hilfe bei Dritten zu suchen.

Bei dem Stück GOTT geht es um die Frage, welche gesellschaftliche Instanz mit welcher Moral eine solche Fragestellung wie beantworten würde. Was ist unsere Moral, wer beschreibt sie – und steht sie im Gegensatz zu unserer Lebenswirklichkeit und vor allem im Gegensatz zu unseren Gesetzen?

Ferdinand von Schirach nimmt in seinem Buch und vor allem auch im Theater und im Film uns als Zuschauer unmittelbar mit ins Boot, er macht uns zu Mitdenkern und Mitentscheidern. Er will, dass wir uns mit Fragen auseinandersetzen, die sich uns sonst so wahrscheinlich nicht stellen, da sie Ausnahmeerscheinungen und nicht alltäglich sind.

Der (Deutsche) Ethikrat, der hierbei ebenso angerufen wird, beschäftigt sich auch im wirklichen Leben mit den Fragen der Gesellschaft und des Lebens. Er gibt Stellungsnahmen zu Themen unserer Zeit heraus und ist für die Politik und auch für die Öffentlichkeit Berater und Impulsgeber.

Sehenswert also der Film GOTT von Ferdinand von Schirach, in der ARD-Mediathek noch bis zum 23.12.2020.

Informativ: Deutscher Ethikrat www.ethikrat.org

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Wie das Sterben in Zeiten von Corona zum Medienthema wird.

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Seit nahezu sechs Monaten beschäftigt uns alle ein Thema am allermeisten: Corona, oder COVID-19. Die aktuelle Situation, die Aussichten und der Umgang mit den sich einstellenden Umständen. Und: das sonst so gern verdrängte Thema Sterben. Auch in den Medien ist dies das vorherrschende Programm. Im Netz, im Radio und im Fernsehen.

Interessant ist die ZDF-Sendung „Aspekte on tour“ vom 14. August 2020 mit dem Thema „Endlich – ein neuer Umgang mit dem Sterben“. Oder auch mit dem Titel „Sterblichkeit in Zeiten von Corona“. Noch zu sehen in der ZDF-Mediathek.

„Die Begrenzung des Lebens, also der Tod, gehört zum Leben dazu. Das rückt in den jetzigen Zeiten wieder in unser Bewusstsein.“ In dieser „Aspekte on tour“-Sendung wird darüber gesprochen: über den Tod, den Weg dorthin und die Trauer der Angehörigen. In heutigen Zeiten. Das meint eben nicht nur in den letzten sechs Monaten, sondern in unserer heutigen Zeit allgemein. In der das Sterben durch den Einsatz hochmoderner Medizin mitunter lange dauern kann.

Zu Wort kommen der Palliativmediziner Matthias Gockel, Künstler wie die Geigerin Anne-Sophie Mutter und der Theaterregisseur Claus Peymann, die Initiatorinnen des Podcasts „endlich“ und andere.

Ein guter ZDF-Beitrag, der nicht erschreckt, sondern anregt, das Sterben und den Tod wieder mehr ins Leben zu holen. Ganz unabhängig von Corona.

Der Beitrag ist zu finden in der ZDF-Mediathek unter
www.zdf.de/sendung-verpasst.

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Stirb und werde!

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Im Jahre 1817 schrieb Johann Wolfgang von Goethe sein Gedicht „Selige Sehnsucht“.

Es handelt von der Metamorphose des Seins. Eine gedankliche Reise zu der Erkenntnis, dass nichts für ewig sein kann und alles im Wandel sein muss. Eben dieser ewige Kreislauf von Leben, Sterben und Erneuerung in der Natur, ohne den keine Entwicklung möglich wäre.

Der letzte Vers lautet:

Und so lang du das nicht hast,
Dieses: Stirb und werde!
Bist du nur ein trüber Gast
Auf der dunklen Erde.

Wie mag es der Raupe gehen, die sich verpuppt und zum Schmetterling wird? Sie denkt vielleicht, es gehe mit ihr zu Ende, denn von der ihr bevorstehenden Metamorphose ahnt sie noch nichts. Nun, wohlmöglich machen sich Raupen weniger Gedanken als Menschen. In jedem Falle machen sich Raupen wesentlich weniger Gedanken, als Goethe es getan hat.

Doch wir Menschen können uns der Beschäftigung mit dem Thema zuwenden und uns bewusst für die Akzeptanz entscheiden. Zu verstehen, dass wir alle ein Teil dieser ewiglichen Entwicklung sind, ist ein erstrebenswertes Ziel, welches auch zum Sinn des Lebens führen könnte.

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Was erwartet uns wohl nach dem Tod?

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Die Frage, was nach dem Tod kommt, stellen sich wohl alle Menschen - seit jeher. Kulturen und Religionen beschäftigen sich mit der Vorstellung des ewigen Lebens im Jenseits oder der Wiedergeburt im Diesseits.

Beim Christentum verlässt die menschliche Seele nach dem Tod den Körper. Der weitere Weg ist bestimmt durch die Gnade Gottes – je nach Glaube erwarten uns Himmel und Hölle.

Im Judentum ist die Totenruhe heilig und ewig. So dürfen die Körper der Toten nicht verbrannt und das Grab nicht mehrfach belegt werden, es ist auf ewig angelegt. Der Glaube, was nach dem Tod kommt, ist unterschiedlich: So glauben z. B. viele, dass alle Toten am Jüngsten Tag gemeinsam auferstehen.

Im Islam herrscht der Glaube an das Paradies und die Hölle – ganz nach irdischer Lebensart. Dem gottgefälligen Menschen erwartet das Paradies, ganz nah bei Allah. Dem von der Religion Abgewandtem die Hölle – detailreich beschrieben im Koran.

Wiedergeboren wird man im Glauben des Hinduismus, wenn es dem Gläubigen nicht gelingt, seine Einzelseele (atma) mit der Allseele (brahman) zu vereinigen, um so erlöst zu werden (moksha). Der Kreislauf der Wiedergeburt folgt ansonsten dem „Gesetz der Tat“ im irdischen Leben. Wer Gutes tut, wird gut – wer Böses tut wird z. B. als Wurm wiedergeboren.

Der Glaube der Buddhisten besagt, dass alle Menschen in einem Kreislauf aus Geburt, Tod und Wiedergeburt gefangen sind. Auch hier hängt die Qualität der Wiedergeburt vom vorherigen Leben ab. Den Zyklus (samsara) verlassen kann man über den „achtfachen Pfad“. Dieser formuliert Lebensformen wie Gewaltlosigkeit und Konzentration, um Frieden und innere Ruhe zu finden. Gelingt dies, kann man das nirvana erreichen – das Nicht-Sein.

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